Laufband Test & Vergleich by MJC Mergener Hof

TERA-GRAMM 02/2016

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Mein Therapeut ist ein Psycho

also muss er ein Psycho-Therapeut sein

Glauben Sie mir, ich kenne jeden Witz und jedes Vorurteil über meine Berufsgruppe. Die Psychos haben doch alle selbst einen an der Bimmel und müssen auf‘s Sofa … „die therapieren sich doch nur selbst“. Kann sein, vielleicht aber auch nicht?! Es geht nämlich manchmal auch in die andere Richtung. Vielleicht ist es dann aber gar kein Witz mehr, sondern die Realität. Wenn Sie sich jetzt fragen, was Realität überhaupt ist, hätte ich vielleicht eine schöne Antwort für Sie: „Realität ist eine Illusion, die durch einen Mangel an Alkohol entsteht.“ Harald Juhnke krönte diesen Satz noch mit seiner Definition von Glück: „Leicht einen sitzen haben und keine Termine haben.“

Hier also der Witz den Therapeuten untereinander erzählen: Frage: „Was ist der Unterschied zwischen Gruppentherapie und Gruppensex? Antwort: Bei der Gruppentherapie hören Sie von den Problemen anderer. Beim Gruppensex können Sie die Probleme sehen.“

Als Psychotherapeut hat man es manchmal wirklich nicht leicht, aber auch nicht wirklich schwer. So möchte ich Ihnen heute von einem sehr persönlichen Erlebnis berichten und wenn Therapeuten das gegenüber ihren Patienten tun, nennt man das „Selbstöffnung“; eine therapeutische Technik, wie die Expertenlüge. Manchen Patienten ist das eine große Hilfe. Ich erzähle etwas so selbstbewusst, dass mein Gegenüber die Geschichte glaubt und Lösungen und Hilfe darin für das eigene Problem findet. Was soll ich Ihnen sagen? Ich liebe die Lüge! Finden Sie doch einmal heraus, ob ich Ihnen heute die Wahrheit erzähle oder nicht. Und wenn Sie die Antwort haben, wird es Ihnen vielleicht weiterhelfen. Vielleicht aber auch nicht.
Hier also mein Erlebnis: In meiner Freizeit arbeite ich ehrenamtlich für eine Hilfsorganisation, den Rotary International. Dort ist es üblich, von Mal zu Mal auch einen Vortrag vor den Freunden zu halten. Neulich war ich dann wieder an der Reihe und ich musste einen Vortrag halten zu einem Thema, von dem ich – unter uns gesagt – gar keine Ahnung hatte. Das klingt komisch, ist aber tatsächlich so gewesen. Unser Präsident, er ist selbst Musiker, hat im letzten Jahr zu mir gesagt: „Lüdke, Sie sind doch ein Psycho … ähm Therapeut … also so ein Seelenklempner und Sie beschäftigen sich soviel mit den Seelen der Menschen, da wäre es doch mal ganz interessant von Ihnen zu erfahren, was eigentlich die Seele der Musik ist.“ Ich verstand nur Hauptbahnhof. „Musik der Seele“. „Was soll das denn sein“, dachte ich, habe mir meine Ahnungslosigkeit aber nicht anmerken lassen und übernahm den Vortrag wie selbstverständlich, als ob es nichts Leichteres gäbe. Was soll ich Ihnen sagen? Es hat mich Wochen an Mühe und Recherchen in meiner Freizeit gekostet, um mich dem Thema zu nähern. Es gab keine Bücher, keine Quellen und nichts bei Dr. Google. Wen ich auch fragte, alle zuckten nur mit den Schultern. Doch irgendwie hatte jeder, den ich fragte, einen Tipp, wen ich besser fragen sollte. Und so ging ich von Pontius zu Pilatus. Was für eine Odyssee, und keiner konnte mir so wirklich weiter helfen. Frustrierend. Und doch ging es immer ein Stückchen weiter, ohne dass ich das Gefühl hatte, meinem Ziel näher zu kommen. Am Ende landete ich dann bei einem der größten Experten auf dem Gebiet Musik und Seele: Professor Dr. Rolf Verres, Arzt, Psychologe und Musiker. Und wie ich nach dem Studium mehrerer Bücher, die ich dann doch auf ganz anderen Wegen gefunden und herausgefunden hatte, musste er viel über mein Vortragsthema wissen und so machte ich mich auf den Weg, um einen Gesprächstermin bei ihm zu erhalten, in der Hoffnung und mit dem festen Wunsch, ihn um Hilfe zu bitten. Als dann das lang ersehnte Gespräch kam und ich auf meine Erlösung hoffte, geschah Unvorstellbares. Das Gespräch dauerte ungelogen keine 60 Sekunden! Als er mich begrüßte und fragte, was mich zu ihm führen würde, sagte ich ihm, dass ich einen Vortrag zu einem Thema halten solle, von dem ich keine Ahnung hätte. Und bevor ich aussprechen konnte, fiel er mir ins Wort und sagte: „Wenn Sie keine Ahnung von dem Thema haben, dann lassen Sie es sein! Auf Wiedersehen!“ Zack! Bumm! Ende! Aus! Es fühlte sich an, als hätte er mir mit der flachen Hand eine geklatscht! Und ehe ich mich versah oder besser verhörte, war das Gespräch auch schon vorbei und meine Enttäuschung unvorstellbar. Als ich mich mit langem Gesicht dann von ihm verabschiedete, fragte er mich belanglos, wo es denn jetzt für mich hinginge? Ich antwortete ihm, dass ich jetzt wieder nach Hause, nach Lünen, fahren würde. Dann ging ich. Als ich mich umgedreht hatte, rief er mir fragend hinterher: „Nach Lünen? – Kommen Sie bitte noch einmal zurück zu mir.“ Ich ging völlig überrascht zurück und war gespannt, was nun geschehen würde. Als er die Tür geschlossen hatte, sagte er zu mir: „Mein Vater hat in Lünen Abitur gemacht und wer aus Lünen kommt, kann nicht ganz doof sein.“ Dann lachte er mich an und sagte, dass er mir nun doch helfen würde. Er ging zu einer Schublade und übergab mir eine unfassbare Auswahl an Vorträgen und Büchern zu meinem Vortragsthema. Ich hielt plötzlich einen richtigen Schatz in meinen Händen und konnte mein Glück kaum fassen. Er lachte und verabschiedete mich zum zweiten Mal und meinte, ich solle seine Vorträge lesen und das beste Buch sei das von Spitzer. Wenn ich nur ein Promille aus allem zusammenfassen würde, dann wäre mein Vortrag fertig. Gesagt, getan. Und so war es. Ich habe ein Promille zusammengefasst und mein Vortrag war ein voller Erfolg. Um auch Sie in den Genuss meines vermeintlichen Irrweges und des literarischen Promilles kommen zu lassen, finden Sie heute das Ergebnis meines Vortragsthemas als Teragramm Spezial. Ein Thema von dem ich anfänglich überhaupt keine Ahnung hatte. Und das ist die gute Nachricht in diesem Tera-gramm: Auch wenn wir keine Ahnung haben, dürfen wir unsere Wünsche nicht verlieren, wir müssen weiter gehen, immer weiter gehen, ganz selbstbewusst, auch wenn wir unser Ziel manchmal scheinbar aus den Augen verloren haben: Unterwegs ist es gut, mit Menschen zu sprechen und Mitmenschen zu fragen. Und wenn wir glauben, gescheitert zu sein, und alle Hoffnung geschwunden ist, kann manchmal ein Wunder geschehen. Man muss nur daran glauben!


Liebe Leserinnen, liebe Leser

Sie wissen, man muss keine Eier legen können, um eine Hühnerfarm zu leiten. Oder anders gesagt, wir können auch bombensicher auftreten, bei völliger Ahnungslosigkeit. Und es gibt so vieles, was wir nicht wissen, auch wenn wir täglich damit zu tun haben. Was ist Glück? Was ist Gesundheit? Was ist Liebe? Und haben Sie sich eigentlich schon mal ernsthaft gefragt, wie dieses Ding an der Kasse heißt? Ich meine das Teil, das man auf dem Laufband zwischen die Einkäufe legt, damit man die Ware des Hintermanns nicht auch noch mitbezahlen muss? Was für ein Schwachsinn meinen Sie? Nein, ganz im Ernst: das Ding heißt in der Fachsprache „Warenabstandshalter“. Manchmal nutzen wir im Alltag Dinge, die wie selbstverständlich sind und wir machen uns keine Gedanken darüber, was es eigentlich wirklich ist. Musik zum Beispiel. Haben Sie einmal darüber nachgedacht, was Musik eigentlich ist? Als Hypnose­therapeut möchte ich die Frage mit einem Gedicht beantworten, ohne sie wirklich zu beantworten. Ich möchte Sie eigentlich nur verwirren. Verwirrung schafft Chaos und daraus entsteht Kreativität und neue Lösungen. Egal wie alt Mann und Frau ist.

Und auf einmal steht es neben dir

Und auf einmal merkst du äußerlich:
wieviel Kummer zu dir kam,
wieviel Freundschaft leise von dir wich,
alles Lachen von dir nahm.

Fragst verwundert in die Tage.
Doch die Tage hallen leer.
Dann verkümmert deine Klage …
Du fragst niemanden mehr.

Lernst es endlich, dich zu fügen,
von den Sorgen gezähmt,
willst dich selber nicht belügen,
und erstickst es, was dich grämt.

Sinnlos, arm erscheint das Leben dir,
längst zu lang ausgedehnt. –
Und auf einmal –: Steht es neben dir,
an dich gelehnt –
Was?
Das, was du so lang ersehnt.

Joachim Ringelnatz (1883–1934)

Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie immer noch einen Wunsch haben, egal, wie alt Sie sind!

Ihr Dr. Christian Lüdke

PS: „Die Behauptung, ein Mann könne nicht immer genau die gleiche Frau lieben, ist so unsinnig wie die Behauptung, ein Musiker benötigt für ein und dasselbe Musikstück mehrere Violinen.“
Honoré de Balzac (1799–1850), Schriftsteller